THE PRESS
Bieler Tagblatt Oktober 2007
Paris, Texas? Basel, Texas.
tg. Nein, es ist nicht John Hiatt, der da wehmütig singt, und es ist
nicht Ry Cooder, der da mit Leichtigkeit die Saiten zupft. The Moondog
Show kommen auch gar nicht aus West Texas, sondern aus Basel. Das hindert
die Band nicht im Geringsten, ihr neues Album «Marfa» nach dem legendenumrankten
Ort 40 Kilometer nördlich der mexikanischen Grenze zu benennen und darauf
einen bunten Strauss gelungener Americana-Songs zu präsentieren. Melodietrunkene,
melancholische Balladen («Flowers Grow», «The Marfa Queen») finden sich darin
ebenso wie dunkler Blues («When The Spell is Broken») oder groovender Südstaatenrock
(«Guitar-shaped Swimming Pool»), und in «A Day Without A Plan» lugen gar Pink Floyd um die Ecke.
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© Berner Zeitung; 18.10.2007; Seite33 BZ
Stadtkultour Mahogany Hall
Musik für das Roadmovie im Kof
Amerika, die Heimat des Rock, inspiriert viele Schweizer Musiker.
Zu den besten gehören The Moondog Show, die am Samstag ihr neues
Album «Marfa» in Bern vorstellen. Ihre Musik passe zum «eigenem
Roadmovie im Kopf», meinen The Moondog Show. Eigentlich erstaunlich,
dass Musik in Zeiten unbeschränkter Mobilität und totaler Vernetzung
noch so viel mit Fernweh zu tun hat. Auffällig auch, dass es meist
Musiker gesetzteren Alters sind, die mit Musik die Sehnsucht nach
Weite stillen. Aber eben: Mit vierzig ist man oft nicht mehr so
mobil wie mit zwanzig, hat Familie und Job und reist wieder mehr
im Kopf. Americana, jener US-Südstaaten-Mix aus Country, Blues und
Rock, ist bei Schweizer Musikern besonders beliebt. Meister dieses
Fachs sind die Basler Pink Pedrazzi und Pascal Biedermann, die
unter dem Namen The Moondog Show durchs Land ziehen. The Moondog
Show haben ein grosses Plus: Sie beherrschen nicht nur das instrumentale
Handwerk, das in Americana-Kreisen auf hohem Niveau gepflegt wird.
Pink Pedrazzi hat das, was es braucht, um einem Lied Seele einzuhauchen
und was hier zu Lande Seltenheitswert hat: eine aussergewöhnliche Stimme.
Auf dem neuen Album «Marfa» ist es vor allem Pedrazzi, der Sehnsucht,
Emotionen und bedingungslose Hingabe herüberbringt – und dabei seinen
warmen Humor behält. Als Sänger erinnert Pedrazzi oft an den grossen
Randy Newman. Gerade in den Balladen läuft er zu Hochform auf.
Das Verdienst der Band, bei der auch die Berner Oli Hartung, Sämi Baur
und Slide-Maestro Hank Shizzoe Gastauftritte haben, besteht darin, dass
sie den Sänger nie bedrängt. Mit viel Fingerspitzengefühl hauchen sie dem
Young-Rascals-Schlager «Groovin’» neues Leben ein. Bloss bei den rockigeren
Stücken dürfte es etwas mehr krachen. Aber Krach gibts derzeit genug in der
Schweiz. Darum: ab ins eigene Roadmovie. Samuel Mumenthaler Konzert
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©Neue Zürcher Zeitung; 28.09.2007; Ausgaben-Nr.225; Seite49
Autor: Ganz M. | Feuilleton
Americana aus Basel
gz. Dem vierten Album von The Moondog Show ist in keiner
Weise mehr anzuhören, dass deren stimmungsvolle Melange
aus Roots-Rock und Americana aus Basel kommt. Auf «Marfa»
hat die Band um die beiden Singer/Songwriter Pink Pedrazzi
und Pascal Biedermann zu einer souveränen Grösse gefunden,
die Fragen nach Herkunft und Vorbildern gar nicht erst aufkommen
lässt. Das mit Gästen erweiterte Quartett interpretiert die Songs
mit der unaufgeregten Sicherheit von Musikern, die nichts beweisen
müssen und traumwandlerisch einen homogenen eigenen Ausdruck finden.
Die in den siebziger Jahren verwurzelte Musik wurde klanglich sanft
modernisiert; einzig die bluesigen Nummern wirken etwas altbacken
und sperrig. Die drei Fremdkompositionen - darunter der durch Aretha
Franklin bekannt gewordene Klassiker «Groovin'» - heben sich zwar ab,
dafür verleiht ihnen der Gesang von Pink Pedrazzi eine überzeugende
neue Note. Er beseelt auch die von der Band stammenden Songs mit
einer Stimme, die man nicht so leicht wieder vergisst.
Selbstvergessen singt er leicht verschrobene Storys wie die vom
Astronauten, der zum Mann im Mond werden möchte - auch musikalisch
der klare Höhepunkt des Albums.